Ein neues MacBook Pro – Brauche ich das?

Vor vier Wochen dachte ich noch, dass mein MacBook Pro (Modell 2011, i7, 16GB, 1TB SSD) mich noch eine Zeit lang begleiten könnte. Zwar prüfe ich seit Jahren jede neue Generation des MacBook Pro und überlege, ob sich der Umstieg lohnt, aber die jeweils aktuellen Modelle des MacBook Pro sind seit Jahren meinem Gerät – obwohl 6 Jahre alt – auf dem Papier nur um das Retina-Display und seit Herbst 2016 immerhin auch um die Touch Bar voraus. Grund genug, mindestens EUR 3.000,- für ein neues Gerät auszugeben? Für mich nicht.

Peripheriegeräte, die ich nutze – und die Angst vor der Sackgasse

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich einen Kreativberuf ausübe, seit mehr als 20 Jahren mit dem Mac arbeite und seit 2001 (15’’ PowerBook G4) ausschließlich auf mobilen Rechnern arbeite, an denen ich externe Bildschirme als zusätzliche Monitore betreiben kann. So habe ich immer alles dabei, kann aber zuhause und in der Agentur unter Bedingungen arbeiten, für die ich sonst einen Desktop-Rechner bräuchte. Dass ich, um so zu arbeiten, jedes Peripheriegerät zweimal brauche, ist ein notwendiges Übel, aber kostenmäßig viel überschaubarer als mit mehreren Macs zu arbeiten.

Seit mehreren Jahren nun schon nutze ich mein 15’’ MacBook Pro an meinem Arbeitsplatz und zuhause gewissermaßen als Zweit-Monitor an einem Apple 24’’ Cinema-Display, das gleichzeitig Strom liefert und als Docking-Station für diverse Archiv- und BackUp-Festplatten, sowie Drucker, Scanner und ähnliches fungiert. Und weil die externen Festplatten im Büro und zuhause gleich heißen, findet mein InDesign auch in alten Dokumenten immer alle Verknüpfungen, auch wenn der Job schon längst nicht mehr auf meinem Rechner, sondern seit Jahren archiviert ist.

Dass darüberhinaus zwei Time Machine BackUps besser sind als eins, leuchtet jedem ein, der sein Geld damit verdient, dass er mit seinem Mac arbeitet. Wenn man zusätzlich sowohl alle dauerhaft auf dem Rechner befindlichen Dokumente, als auch die aktuellen Jobs z.B. mit Dropbox oder anderen (sichereren?) Dienstleistern in der Cloud speichert, kann man erstens bequem mit dem iPhone von unterwegs auf alles zugreifen (Hey Adobe, wann kommt die InDesign-App für iOS?) und kann im Fall eines Falles buchstäblich jeden Mac innerhalb kürzester Zeit zu „seinem Mac” machen. Theoretisch.

Praktisch hatte ich allerdings seit Jahren Angst, dass mein MacBook Pro kaputt gehen könnte. Ein damit potenziell verbundener Datenverlust spielte in meinen Übrlegungen allerdings keine Rolle. Viel mehr war ich unsicher, ob mein Set-Up von Peripherie-Geräten, Daten und nicht zuletzt Datenkapazitäten mit einem neuen MacBook Pro kompatibel sein würde. Von ca. 15 Geräten, die ich regelmäßig an mein MacBook Pro anschließe, haben – richtig getippt – genau null Geräte einen USB-C-Ausgang, den ich mit einem neuen MacBook Pro verbinden könnte. Würde das mit Adaptern überhaupt gehen? Und würde das nicht ein Vermögen kosten? Und wäre es dann nicht besser, gleich alles auf USB-C umzustellen? Und würde das überhaupt gehen? Ich fand die Antwort(en). Weil ich musste.

Der Sprung ins kalte Wasser

Am 3.Januar, dem ersten Arbeitstag des neuen Jahres, verdunkelte sich der Bildschirm meines MacBook Pro und wurde nicht wieder hell. Diagnose: Grafikkarte defekt. Die Grafikkarte ist Bestandteil eines Ersatzteils, das seit dem 31.12.2016 nicht mehr bestellt werden kann. Danke Schicksal, danke Apple. Eine konventionelle Reparatur war also ausgeschlossen – und wäre rein wirtschaftlich betrachtet wohl auch nicht die beste Idee gewesen. Ein neues MacBook Pro musste also her. Aber welches?

Natürlich sollte es wieder ein 15’’ Modell sein. Und wenn ich schon 2017 ein MacBook Pro kaufen würde, dann sollte es auch eins mit Touch Bar sein – kann man ja mal ausprobieren. Bleibt noch die für alteingesessene MacBook Pro Nutzer neue Frage nach der Farbe: Silber oder Space-Grey. Alle meine Apple Notebooks der letzten 15 Jahren waren silbergrau gewesen. Time to change. Viel schwieriger war die Frage nach der Kapazität. Obwohl ich Apple-Music Abonnent bin, habe ich nämlich alle Musik, alle Hörbücher und alle Hörspiele, derer ich jemals habhaft werden konnte, in meinem iTunes gespeichert und so meine physische Mediathek auf stattliche 600GB gemästet. Auf meinem alten MacBook Pro waren darum trotz 1TB SSD-Festplatte keine 200GB mehr frei.

Um diesen Luxus aufrecht zu erhalten, hätte ich tief in die Tasche greifen müssen, denn das 15’’ MacBook Pro mit Touch Bar und 1TB SSD kostet mindestens stattliche EUR 3.699, wovon EUR 500,- der Aufpreis für die größere Festplatte sind. Ich beschloss, darauf zu verzichten. Ständig riesige Festplattenkapazitäten vorhalten zu müssen, nur um Musik physisch mit sich herumzuschleppen, macht dauerhaft wohl einfach keinen Sinn. Also wanderte die 1TB SSD aus meinem MacBook Pro ins noch ältere MacBook Pro meiner Frau. So hat sie eine schnellere Festplatte und ich kann wenigstens zuhause übers Netzwerk auf meine eigentliche, „echte” iTunes-Mediathek zugreifen. Übrigens auch über Apple TV, sogar wenn der Rechner zugeklappt ist.

Für weniger als 25,- Kompatibilität mit allen Geräten, die ich habe…

Zurück zu meinem neuen MacBook Pro. Um damit arbeiten zu können, brauchte ich nach dem Auspacken etwas Geduld – und einen USB-C auf USB Adapter, damit der Migrationsassistent auf die Festplatte mit meinem Time Machine Backup zugreifen konnte. Nach knapp 2 Stunden waren alle Daten auf dem neuen Rechner, die Adobe Creative Suite CC 2017, alle Dropbox-Inhalte, Mail-Accounts, Safari-Bookmarks, 1Password usw. Ich konnte arbeiten – wenngleich ich ohne den USB-C auf USB Adapter auf keine externe USB-Geräte zugreifen konnte. Gottseidank stecken die aber ja ALLE – mit Hilfe von USB-Hubs u.ä. – in meinem 24’’ Cinema-Display, dessen USB-Ausgang zusammen mit dem Adapter klaglos ALLE Geräte durchschleift. Bingo

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Nachdem die USB-Abwärtskompatibiität erfreulich schnell hergestellt war, war die nächste Herausforderung, ob es gelänge den Mini-Displayport des Cinema Displays mit dem neuen MacBook Pro zu verbinden. Apple selbst verkauft Adapter von Thunderbolt 3(USB-C) auf Thunderbolt 2, was theoretisch mit Mini-Displayport kompatibel sein könnte. Ist es aber nicht. Nach einiger Recherche fand ich einen kompatiblen Adapter von Tonsee, der nun auch den Mini-Displayport des Cinema Displays mit meinem neuen MacBook Pro verbindet. Mein seit langen Jahren favorisiertes SetUp war wiederhergestellt, oder zumindest fast, denn für die Stromversorgung meines MacBook Pro kann ich den MagSafe-Anschluss des Bildschirms leider nicht nutzen, sondern bin gezwungen, das mitgelieferte Netzteil des MacBook Pro zu benutzen. Damit kann ich aber leben. Und zwar gut, zumal es allen Unkenrufen – und meinen Ängsten – zum Trotz keine EUR 25,- gekostet hat, damit das neue Gerät mit allen meinen alten Peripheriegeräten zuverlässig zusammenarbeitet. Ob ich in einem nächsten Schritt diese Peripheriegeräte nach und nach auf USB-C umstelle, oder mir ein zusätzliches USB-C Dock anschaffe, in das ich neben USB-Geräten auch SD-Cards, Ethernet-Stecker und Audiokabel stecken kann, werde ich mir überlegen, wenn ich weiß, wann und zu welchen Konditionen diese Geräte lieferbar sind.

Das MacBook Pro im Einsatz

Abgesehen von rein äußerlichen Aspekten (Spotify sieht in Space-Grey einfach phänomenal aus und Schärfe und Helligkeit des Displays sind der Hammer) ist mein neuer Begleiter im Vergleich zum alten natürlich viel leichter und darf jetzt sogar abends mal wieder mit aufs Sofa. Was neben Optik und Leichtigkeit überzeugt, ist übrigens auch die Klangqualität. Was aus dem Lautsprecher meines MacBook Pro kommt, kann sich durchaus mit dem messen, was z.B. aus einer Beats Pill tönt.

Am interessantesten ist aber wahrscheinlich die Antwort auf die Frage, ob die Touch Bar ein sinnvolles Feature ist oder nur hübsch aussieht. Diese Frage kann man nur durch Ausprobieren beantworten. Dass mir mein Mac jetzt beim Schreiben Wortvorschläge macht, finde ich gut, wenngleich es schwierig ist, beim Schreiben Tasten und Touchbar geichzeitig im Auge zu behalten. Für mich aber macht die Touch Bar am meisten Sinn im Zusammenspiel mit Maus oder Trackpad. So kann ich z.B. jetzt über die Touch Bar die Darstellung von Ordnerinhalten verändern, ohne den Cursor unnötig hin und her bewegen zu müssen.

Auch beim Schließen von Dateien bewährt sich die Touch Bar. So kann man Z.B. die Optionen ”Nicht Sichern” oder „Abbrechen” mit einem Tastendruck auslösen. Die umständliche Eingabe von Befehlen oder das Bewegen der Maus entfallen für diese Fälle. Das klingt nach wenig, aber in der Praxis sparen diese Kurzbefehle enorm Zeit. Weiß halt nicht jeder, dass man z.B. nach dem Schreiben eines E-Mail-Textes mit SHIFT+BEFEHL+D die E-Mail losschicken kann. Und für die, die es nicht wissen, ist ein „Senden”-Knopf auf der Tastatur sehr angenehm. Wenn jetzt auch noch andere Hersteller anfangen, ihre Programme für die Touch Bar zu optimieren (Hey, Adobe…) sehe ich da großes Potenzial.

Fazit: ich bin wieder im Spiel

Ohne dass mein MacBook Pro kaputt gegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich den Umstieg auf das neue MacBook Pro nicht gewagt. Kosten, Nutzen und vor allem die Angst vor Kompatibilitätsproblemen hätten überwogen. Geblieben wäre aber auch das ungute Gefühl, dass mein Peripherie-SetUp zwar verlässlich funktioniert, aber nicht zukunftstauglich ist. Jetzt weiß ich, dass diese Sorge unbegründet war. Ich kann die neueste Technologie – und die Vorteile, die sie mit sich bringt – nutzen und muss nicht gleichzeitig meinen gesamten Gerätepark austauschen, sondern kann dies schrittweise dann tun, wenn eine Festplatte voll ist, ein größerer Monitor her muss oder eine ähnliche Anschaffung ansteht. Ich bin wieder im Spiel …